Kritiken

Eine kraftvolle und archaische Darbietung

„Eine Reise ins Herz der Töne“ versprach das Gong-Konzert im Idsteiner Speicher. Der in Karlsruhe lebende Klangkünstler und Musiktherapeut Rigulf Nemitz ermutigte die Besucher, sich auf ein musikalisches Abenteuer für Ohren, Herz, Körper und Seele einzulassen. Im Verlauf der über einstündigen Performance nutzte der Künstler seine dreizehn überwiegend aus China stammenden Gongs sowie ein umfangreiches Sortiment an weiteren Instrumenten, darunter Glöckchen, Steeldrum, eine arabische Rahmentrommel und Klangschalen in unterschiedlichen Größen, für eine kraftvolle und archaische Darbietung.

Erwartungsvolle Stille erfüllte den Raum, als das dreimalige Schellen der Zimbeln erklang. Rigulf Nemitz hatte vor seinen Gongs auf einem Meditationskissen Platz genommen und konzentrierte sich auf das Konzert. Er bekundete: „Ich betrachte mich als Diener und Dirigent der Zhonglines“, wie er liebevoll das Ensemble der Gongs vorstellte. Seine geradezu innige Hinwendung zu den Instrumenten konnte man im Verlauf des Konzerts deutlich spüren Er bearbeitete die Klangkörper mit Klöppeln in unterschiedlichen Größen, strich mit Besen darüber, nahm Stäbchen und seine Handflächen zu Hilfe, um den Gongs von zwanzig Zentimetern bis hin zu 1,10 Metern Durchmesser ein breites Spektrum an unterschiedlichen Töne zu entlocken.Während des Spielens organisierte sich der Künstler immer wieder neu innerhalb des aufgebauten Arrangements. Beginnend mit einer Kombination von Tönen der Kuppelgongs und diversen Klangschalen steigerte sich die Dramatik der Darbietung, je weiter Rigulf Nemitz sich auf der Kissenspur am Boden in das Innere seines Aufbaus hineinarbeitete. So ähnelten die charaktervollen Töne des größten Gongs, der „Erde“, einem deutschen Gong mit beulenartiger aussehender Oberfläche, einem Gewittergrollen. Den Effekt von abklingendem Regen erzielte der Künstler mit Hilfe einer Melodie auf einem Daumenklavier. Beeindruckend waren auch die Klänge, die er der Steeldrum entlockte, während er parallel dazu mit seiner linken Hand eine Querflöte umfasste und spielte.

Die wellenartig heranströmenden Klänge boten allen Besuchern den Raum, ihren eigenen Phantasien und Visionen nachzuhängen. Die trocken klingenden Töne der arabischen Rahmentrommel erinnerte an den Marsch einer Karawane in der Wüste, voluminöse Klänge lockten üppigere Bilder hervor. Überraschend im Verlauf des Spannungsbogens dann der Abschluss: Wie der zusammenfassende Abspann eines bewegenden Kinofilms wirkte Nemitzs Improvisation auf einer nordamerikanischen Holzflöte. Dann erklangen erneut die hellen Töne der Zimbeln und holten die Besucher in eine stille Gegenwart zurück, in denen für einen Moment noch die ergreifenden Töne nachhallten.

                                     Wiesbadener Tagblatt

Elementare Klangerlebnisse

Ein Gong-Konzert in der Jakobikirche. Das klingt nach heiliger Andacht und erhabener Versenkung. Doch etwaigem spirituellen Leistungsdruck beugt der Hildesheimer Klangkünstler Rigulf Nemitz mit heiteren Anweisungen vor. Es gehe weniger um Musik, als um “elementare Klangerlebnisse” - und falls amnche  dieser Elemente unnagenehm werden, könne  man sich ja einfach die Ohren zuhalten. Wer gehen will, soll das leise tun, und schnarchen bitte nur im Rhythmus...
Nemitz beginnt die Klangreise mit dem hellen, klaren Klang tibetanischer Zimbeln. Die Ohren öffnen sich. Alles Hörbare wird zum Ereignis. Die ersten schließen die Augen. Andere wackeln noch auf dem Stuhl.
Ein beachtliches Arsenal an großen und kleinen Gongs, Trommeln, Klangschalen steht für die Klang-Improvisationen zur Verfügung. Der Dumpfe Glockenklang thailändischer Buckelgongs wiegt rhythmisch in innere Welten. Dazu fernes, grollendes Rauschen chinesischer Paläste.
Tatsächlich geht es nicht um Virtuosität oder esotherischen Persönlichkeitskult. Es geht um Begegnung mit dem Klang. Nemitz nimmt sich lächelnd zurück, wird fast zum Diener des alten Meisters Klang.
Der beginnt zu wirken. Tiefer zu den großen Gongs. Berührt mit gewaltigen Filzschlägeln. Die Kirch ist angefüllt von Rauschen, Wummern und hohem Zischeln. Die Kombination der Klänge erzeugt tiefen Puls und orchestrale Harmonie. Man spürt die Vibrationen im eigenen Körper. Bilder des Tages, Bilder der Seele kommen hoch. Man spürt, wie die tiefen Klänge müdes Vertrauen schaffen, in das man sich fallen lässt. Oder andersherum: helle Aufmerksamkeit bei den Ministrantenglöckchen.
Nemitz setzt bisweilen sehr scharfe Kontraste zwischen tiefer Fülle und spitzer Kargheit. Der mächtige Erd-Gong wird von leichter Querflöte abgelöst. Die spielt er einhändig weiter, während er sich selbst auf der Steeldrum begleitet.
Völlig klar, dass allerlei religiöse Anklänge auftauchen. Aus indischer Meditation, Zen-Wachsamkeit, schamanischer Beschwörung. Doch es bleibt bei Anklängen, die ohne tiefere Meditation auch netwas lange werden können. Keine “Schule” wird bedient, es bleibt bei Begegnungen mit dem Klang. Man wird nicht auf spirituelles Glatteis geführt. Sondern hin zu sich selber. Es bleibt ein Konzert. Mit Höhen und Tiefen. Und mit dankbarem Applaus an dessen Ende.

Hildesheimer Allgemeine Zeitung

Neue Klangräume eröffnet

Der Hildesheimer Musiker tauchte das Publikum in eine schillernde Welt von Gongklängen. Er entlockte den GOngs sphärische Surren, knurrendes Brummen oder das zarte Flüstern eines Windspiels. Im kleinen Sitzuungssaal eröffnete er neue Klangräume, fesselte mit Resonanzen und Vibrationen, befreiten vom Alltag und verwandelten das Grau in farbenfrohe Bilder. Neben Gongs spielte Nemitz auf einer Taiko (dies ist eine japanische Fasstrommel), einer Koto (eine gewölbte, liegende Harfe), einer Steeldrum, Zimbeln und einer Querflöte. Interessant war auch das zusammenspiel von Flöte und Gong: Indem er hin und wieder dicht hinter dem einen oder anderen Gong die Querflöte spielte, erzwugte er einen leichten Halleffekt, der mit der wechselnden Entfernung zum Gong zu- beziehungsweise abnahm. Insgesamt ein  beeindruckendes Konzert.

Rhein Zeitung

Klangkonzert auf Schloß Freudenberg

Der Multiinstrumentalist Rigulf Nemitz spielte - oft mit geschlossenen Augen - unter anderem eine Vielzahl von Gongs, diverse Klangschalen und Flöten, Daiko, Steeldrum sowie ein kotoartiges Hybridinstrument. Eröffnet wurde der Reigen aber durch die fragil wirkenden Töne zweier Fingercymbals. Die Hauptrolle im Konzert spielten zweifelsfrei die Gongs, denen er in teils experimenteller Spielweise die unterschiedlichsten Klänge entlockte, die von zartem Pianissimo bis zu donnerndem Fortissimo reichten und so manchen der Anwesenden etwas erschreckten. Rigulf zelebrierte eine regelrechte Dramaturgie der Dynamik, die mich derart in ihren Bann zog, dass ich mehrmals tranceartige Zustände erlebte. Eine vergleichbare Wirkung hatte bisher nur Musik sogenannter klassischer Komponisten (vor allem "Vishnu" von Alan Hovhaness) und ein Konzert der Band IONA auf mich gehabt. Zeitweilig spielte Rigulf mehrere Instrumente simultan, z. B. Flöte und Steeldrum, die kein karibisches, sondern asiatisches Flair versprühte, oder Flöte und Gongs, so dass auch komplexere Klangstrukturen entstanden, worauf es in diesem Kontext aber überhaupt nicht ankam. Vielmehr ließ er manche Töne minutenlang ausklingen und gab damit Gelegenheit den Schwingungen nachzuspüren. Den Schlusspunkt setzten nach ca. 100 Konzertminuten, die wie im Fluge vergingen, wiederum die Fingercymbals. Rigulf wirkte als Meister des guten Tons absolut in seiner Mitte ruhend und brachte wohl sämtliche Zuhörer in Resonanz, denn einen solch frenetischen Applaus hätte ich beim besten Willen nicht erwartet. Auch nach dem Konzert standen einige der Anwesenden noch in Grüppchen zusammen und diskutierten angeregt ihre Klang-Erfahrungen. Meine Begleiterin bemerkte später, dass die fast schon als chronisch zu bezeichnenden Verspannungen in ihrem Nackenbereich deutlich geringer geworden seien - zumindest ein Indiz für die heilende Wirkung von Musik!

Ragazzi-Magazin

Himmlische Klänge

“Klangräume-Raumklang” hieß das Konzert, das der Hildesheimer Rigulf Nemitz zum Abschluß des Projektes “Sky-Himmel” gab. Im ganzen Kirchenraum war seine große Instrumentensammlung verteilt. “Gute Reise” wünschte er den Zuhörern. Dann nahm Nemitz seine indianische Flöte, duchschritt spielend den ganzen Kirchenraum und eröffnete eine Klangmusik, die das Publikum ohne Pause 80 Minuten sichtbar in den Bann zog. Lange Zeit versetzte er seine kleinen und großen Gongs immer wieder in Schwingungen, die den ganzen Kirchenraum erfüllten.
Dann ließ er die klangschalen im Chor erklingen, begab sich mit einem doppelt bespielbaren Saiteninstrument, das so wohl Monochord, als auch ein japanisches Koto darstellt, in einen Dialog mit dem größten abstrakten Bild von Hiroko Hinoma. Dann wieder ließ er Steeldrum, Daiko, Zimbeln und Glocken miteinander erklingen. Alles blieb leise, sensibel. Folgte einer inneren Struktur und hatte einen großen Atem.
Damit folgte er dem, was Hiroko Hinoma als das Zentrum ihrer Kunst bezeichnet: “ Es geht um nde Moment zwischen Aus- und Einatmen, in dem die Lunge leer ist und auf das nächste Einatmen wartet. das ist der Augenblick, in dem ich beginne zu malen. Und es gehört bei uns zum guten Ton, sich auch in dieser Weise zu unterhalten, nämlich mit der eigenen Antwort ein wenig zu warten, wenn der andere ausgesprochen hat, also nicht in sein Ausatmen hineinzusprechen.”
Die feinsinnige Improvosation von Rigulf Nemitz spiegelte diesen Geist wieder. Das Konzert ließ noch einmal etwas von der Tiefe aufscheinen, die asiatische kunst für westlich geprägte Menschen faszinierend macht, wenn wenn man sich auf die Suche nach der Wurzel diese Kultur begibt. Man konnte hören, dass der auch als Musiktherapeut ausgebildete Nemitz Suche intensiv betrieben hat. Das Publikum dankte ihm für diese Reise in eine etwas andere Welt mit viel Beifall.

Hildesheimer Allgemeine Zeitung